Hofer Mobilfunker "HoT" ist nur vermeintlich günstig

Wirtschaft
Hofer Mobilfunker "HoT" ist nur vermeintlich günstig

Endlich kommt wieder etwas Bewegung in den österreichischen Mobilfunkmarkt. HoT - so lautet das neue Mobilfunkangebot von Hofer. Zwar kommen die Tarife nicht ganz an die Sim-only Tarife von vor der Orange Übernahme durch Drei heran, aber günstig sind die Angebote jedenfalls - zumindest auf den ersten Blick.

Die neuen Tarife sind auf den ersten Blick tatsächlich hot. 1000 Minuten oder SMS + 3 Gb Internet um 9,90 €. Und nachdem die Minuten verbraucht werden, wird halbwegs fair verrechnet. So kostet jede weitere Minute 0,039 € (zum Vergleich: bei Drei kostet jede weitere Minute 35 Cent! Echt? Geht's noch?*). Also erstmal ein großes Lob hierfür. Leider hat sich Hofer bei der Taktung bzw. den Daten-Sitzungen für einen ganz miesen Weg entschieden.

60/60 Taktung und 1 MB Daten pro Sitzung

Auszug aus der HoT Entgeltübersicht (Stand Februar 2015): Alle Preisangaben lauten in Euro inklusive Umsatzsteuer. Die Preise verstehen sich pro Minute bzw. pro SMS/MMS bzw. pro MB, ausgenommen Mehrwertdienste (diese Preise können auch pro Anruf angegeben sein). Die Tarife gelten österreichweit rund um die Uhr. Die Taktung für minutenabhängige Entgelte (ausgenommen Mehrwertdienste und Roaming in der EU-Zone) beträgt 60/60, das heißt angefangene Minuten werden jeweils voll verrechnet. Die Taktung bei Verbindungen zu frei kalkulierbaren Mehrwertdiensten beträgt 30/30, das heißt jeweils angefangene 30 Sekunden werden voll verrechnet. Die Datenabrechnung erfolgt in 1 MB Schritten (ausgenommen Roaming).

Das ist nicht unproblematisch. Eine Taktung von 60/60 bei Telefonie bedeutet, dass für jede angefangene Minute immer eine volle Minute verrechnet wird. Wenn ihr also eine Minute und 10 Sekunden telefoniert, werden 2 Minuten von euren inkludierten Einheiten abgezogen.

Ebenso problematisch sind die Daten. Eine Abrechnung in 1 MB Schritten bedeutet, dass für jede noch so kleine Sitzung mindestens 1 MB verbraucht wird. Synchronisiert das Smartphone eure E-Mails automatisch, werden eigentlich nur wenige KB verbraucht. HoT zieht euch jedoch ein ganzes MB ab (bei HoT fix). Bei HoT Flex zahlt ihr dann für jede solche Verbindung 0,9 Cent. Euer Datenverbrauch wird also künstlich erhöht. Zum besseren Vergleich habe ich mir ausgerechnet, wie viele Sitzungen ich im letzten Monat bei meinem aktuellen Handyvertrag hatte und wie oft ich unter 1 MB war. Das Ergebnis: in 166 von 305 Sitzung war mein Datenverbrauch lediglich wenige KB groß. In also ungefähr 50 % der Sitzungen. Jetzt war ich aber größtenteils in WLAN-Netzen unterwegs. Wäre ich nicht fast ständig mit einem WLAN-Netz verbunden gewesen, käme ich wohl sicher auf mindestens 2000 Sitzungen pro Monat, die mir alle, egal wie klein der Datenverbrauch tatsächlich war, mindestens 1 MB abziehen. Lässt man den mobile Daten am Smartphone dauernd eingeschaltet, so kann es passieren, dass ein Großteil des Datenvolumens verloren geht, ohne dass ihr es je ausgenutzt habt. Nur durch automatische Synchronisierungen mit kleinsten Datenmengen.

Eine genauere Abrechnung ist möglich

Technisch spricht nichts gegen eine sekundengenaue Abrechnung. Und auch bei den Daten wäre eine KB-genaue Abrechnung leicht möglich. Tatsächlich wird gerade bei A1 (!) in B.free Internet mit Wertkarte Tarif auf 1 KB exakt abgerechnet: Einheiten gelten österreichweit. Maximal 4 Mbit/s Down- und 2 Mbit/s Uplink. Abrechnung in 1 kB Schritten. Nach Verbrauch der Einheiten ist eine erneute Tarifwahl notwendig. (Quelle, Stand: Februar 2015)

Fazit

Obwohl Hofer mit den HoT Tarifen wieder etwas Bewegung in den Markt bringt, ist das künstliche Schönrechnen sehr zu kritisieren. In 1 MB Schritten abzurechnen grenzt an Betrug. Die Information selbst findet man nur, wenn man sich die Entgeltübersicht ansieht. In der Tarifübersicht auf der Website wird nicht darauf hingewiesen. Dass es technisch möglich ist, wesentlich genauer abzurechnen, zeigen Relikte alter Zeiten, wie dieser B.free Internet Tarif. In anderen Tarifen rechnet aber auch A1 in 64 KB Schritten (halbwegs fair), Drei meist in 102,4 KB Blöcken (naja) und T-Mobile oft in 50 oder 100 KB Schritten.

Yesss (A1 Tochter) hat bei manchen Tarifen übrigens eine ebenso schlechte Datentaktung von 1 MB (Quelle, Stand: Februar 2015).

Man bezahlt also bei den „Diskontern“ für die günstigen Preise mit möglichst nachteiliger Auslegung der Konditionen. Das ist sicher nicht hot sondern eiskalt.

Update 24.02.2015: Laut Tarifseite senkt Hofer ab März 2015 die Taktung auf 102,4 KB-Schritte. Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch immer viel. Wie gesagt, in 1-KB-Schritten abzurechnen müsste technisch sogar einfacher sein als eine künstliche Aufrund-Routine einzubauen. Aber besser als nichts.

*Nicht dass A1 oder T-Mobile besser wären. Mit den neuen „unlimited“ Tarifen wird man ja zwangsweise in überteuerte Tarife getrieben. 20 € für einen Sim-only bei T-Mobile? 35 € für Sim-only bei A1?

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